Mittwoch, 3. Oktober 2012

Opferzahlen des Afghanistankrieges

Bei jedem Konflikt sind die Opferzahlen schwierig zu schätzen bzw. zu zählen. In Afghanistan ist dies nicht anders. Unterschiedliche Zahlen sind im Umlauf, mittelbare Opfer des Krieges, d.h. Menschen, die an Krankheiten, schlechter Versorgung o.ä. sterben werden ohnehin nicht berücksichtigt. Trotzdem ein paar aktuelle Zahlen zu den Opfern des seit 2001 geführten Konflikts.

2.000. US-Soldat in Afghanistan getötet verkündet eine aktuelle Meldung. Andere Zählungen sind darüber schon lange hinaus, icasualties.org z.B. listet 2.126 US-Tote auf. Insgesamt wurden danach etwa 3.200 Koalitionssoldaten in Afghanistan seit Kriegsbeginn 2001 getötet. Allein 2010 waren es über 700.


Zum Vergleich, im Irak wurden seit 2003 etwa 4.800 Soldaten der multinationalen Operation "Iraqi Freedom" getötet, davon knapp 4.500 Armeeangehörige der USA. Während dieses Jahr in Afghanistan etwa 350 Armeeangehörige getötet wurden, war es im Irak aber nur einer. 

Angestellte privater Sicherheitsfirmen, deren Zahl in die Zehntausenden geht, werden ebenfalls regelmäßig Opfer von Angriffen, hier gibt es aber kaum belastbare Zahlen. Nach offiziellen Angaben des US-Arbeitsministeriums sind es aber mehr als 1.100 Tote seit Kriegsbeginn.

Die afghanischen Sicherheitskräfte hatten im Zeitraum von 2007 bis 2012 etwa 7.000 Tote zu beklagen. Den größten Teil machen aber Zivilisten aus. Etwa 13.000 wurden im selben Zeitabschnitt im Zuge von Kampfhandlungen oder Anschlägen getötet. Zusammen mit den Zahlen des von Wikileaks veröffentlichten Afghan War Diary (welches zwischen 2004 - 2009 mehr als 24.000 Tote ausweist) ist davon auszugehen, dass seit 2001 weit mehr als 30.000 Zivilisten getötet wurden. 
Zwischen 15 und 25 Prozent sind dabei Opfer von Pro-Regierungseinheiten geworden.  


Neben den Toten wurden Tausende verwundet - körperlich, aber auch seelisch. Zahlen der US-Armee weisen für Afghanistan und den Irak bis Herbst 2010 etwa 550.000 Anträge auf Behindertengeld auf, etwa 44.000 US-Soldaten wurden bis zum Herbst 2010 im Einsatz verletzt, 170.000 gelten als traumatisiert. Insgesamt wurden unter den Soldaten der Koalition mehr als 200.000 Soldaten vom Krieg gezeichnet. 

Bei afghanischen Zivilisten ist die Schätzung schwierig, nimmt man aber ganz grob an, dass das Verhältnis zwischen Toten und Verwundeten analog zu der oberen Darstellung ungefähr gleich bleibt, so ist davon auszugehen, dass mehr als 50.000 Unbeteiligte verletzt wurden.

Zu Opfern unter den Aufständischen gibt es keinerlei brauchbaren Zahlen. Als Größenordnung kann die Zahl von 12.000 insurgents gelten, die im Jahr 2010 getötet oder festgesetzt wurden. Zieht man eine Meldung der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua heran, werden für den April 2011 beispielsweise 325 getötete Taliban angegeben, zwei Drittel aller Toten in diesem Zeitraum. Hochgerechnet wären dies etwa 4.000 Tote. Ein deutlicher Unterschied zur ersten Zahl. Ganz grob kann dennoch geschätzt werden, dass damit mehrere Zehntausend Aufständische seit 2001 getötet, verwundet oder gefangen genommen wurden.  

Im Irak betrug das Verhältnis zwischen getöteten Soldaten und Aufständischen zwischen 2003 und 2007 etwa 1:6. Das hieße für Afghanistan eine Schätzung von etwa 18.000 bis 20.000 Toten für den gesamten Kriegszeitraum bis jetzt. Berücksichtigt man die Art der Kriegsführung, die regionalen Eigenheiten und die Entwicklung des Konflikts könnten diese Zahlen aber noch zu niedrig sein und dürften in Wahrheit höher liegen. 

Versucht man also eine Gesamtzahl anzugeben, so müsste diese wahrscheinlich in einer Größenordnung von mehr als 70.000 Toten und mehreren Hunderttausenden Verwundeten liegen. 

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